Holz farbig beizen und mit Lack versiegeln, eine Schritt für Schritt-Anleitung

"Wie hast Du eigentlich Euren Esstisch und Euren Wickeltisch so schön lackiert? Ich will unseren Küchentisch auch so schön streichen..."

Das war die Frage unserer lieben Freundin Nicole, die mich dazu angestiftet hat für sie zunächst erst eine kleine, private Lackieranleitung zu schreiben. Als ich die Frage von meinem Schwager später erneut gestellt bekam, dachte ich daß es es sich sich vielleicht lohnen würde, diesen Artikel zu schreiben. Schließlich hatte ich als Selbermacher ebenfalls lange gesucht und probiert, bis ich Methoden und Produkte gefunden habe, mit denen ich von Hand professionelle und hochwertige Ergebnisse hinbekommen habe, für die sich die Arbeit wirklich lohnt.

Also viel Spaß mit meiner Schritt für Schritt-Anleitung zum farbigen Beizen und anschließenden Lackieren von Holz, die auch für Bastelanfänger verständlich und durchführbar sein sollte.

Warum nicht gleich farbig lackieren?

Zugegeben, wenn man alle Schritte ordentlich befolgt, kann das Herstellen einer solchen Holzoberfläche zu einem echten Geduldsspiel werden, aber das Ergebnis lohnt sich garantiert. Natürlich gibt es auch andere, teils weniger aufwendige Möglichkeiten Holz mit einer schönen Oberfläche zu schützen, die ich je nach Objekt gerne einsetze, unter anderem Ölen oder Wachsen. Dennoch bietet Beizen und das folgende transparente Lackieren einige Vorteile, die ich sehr schätze:

Für die Lacke empfehle ich sehr gerne Produkte der Firma CLOU aus Offenbach, mit denen ich die besten Erfahrungen gemacht habe. Sie lassen sich hervorragend mit dem Pinsel verarbeiten, man kann fast keine Fehler machen. Durch den Einsatz der Grundierung G1 zusammen mit dem Decklack L11 AQUA ergeben sich sehr schöne und enorm haltbare Oberflächen, die kratz- und wasserfest sind. Unser Esstisch, der seit über zehn Jahren immer wieder auch als Arbeitstisch, Basteltisch für Kinder oder sogar als Leiterersatz dient, hat noch immer eine vollkommen intakte Oberfläche.

Was man alles braucht

Die angegebenen Mengen beziehen sich in etwa auf einen Esstisch. Wie immer bei Werkzeugen sollte man speziell beim Schleifpapier keinesfalls sparen. Im Baumarkt gibt es in der Regel nur minderwertige Ware, bei der sich die Schleifkörner schon nach einigen Zügen oder beim Knicken ablösen. Lieber im Fachhandel kaufen und auf Qualität achten, gute Schleifpapiere haben oft einen Textilrücken, die Arbeitsqualität und die Haltbarkeit sind ein Unterschied wie Tag und Nacht!

Auch beim Pinsel nicht sparen, bei billigen Pinseln lösen sich häufig immer wieder Haare ab, die dann im Lack kleben bleiben und hässliche Fehler erzeugen.

Bei den nicht ganz günstigen Lacken lohnt es sich, gleich 750 ml-Gebinde zu kaufen, diese sind gegenüber den 250 ml-Dosen wesentlich günstiger

Rohe Oberfläche glattschleifen

Die rohe Oberfläche mit 180er Körnung zunächst ordentlich glattschleifen. Dabei immer in Faserrichtung arbeiten! Die Oberfläche ist fertig geschliffen, wenn sie sich schön glatt anfühlt.

Wässern

Wässern ist eine wichtige Vorbereitung für das Beizen. Durch das Wässern wird das Holz beizfähig gemacht. Es entfernt Druckstellen, die z.B. durch hobeln und schleifen entstanden sind und richtet die feinen Holzfasern wieder auf, die dadurch nach dem Trocknen abgeschliffen werden können.

Warmes (bei Massivhölzern sehr heißes) Wasser reichlich mit einem Schwamm auf der Oberfläche verteilen, überschüssiges Wasser sofort abnehmen und dann gut trockenen lassen.

Noch nicht ausprobiert, aber gelesen habe ich, daß durch die Zugabe von etwas Kochsalz z.B. auch fettige Fingerabdrücke entfernt werden können. Ebenso neu für mich ist der Tipp für harzigere Nadelhölzer dem Wasser etwas Salmiakgeist zuzugeben, und nach 10 Minuten erneut mit klarem Wasser nachzuwässern. Durch den Salmiakgeist sollen die Harzteilchen in der Oberfläche “verseifen” wodurch das Beizergebnis gleichmäßiger werden soll.

Haare abschleifen

Das restlos getrocknete Werkstück wird nach dem Wässern mit einem feinem, nicht mehr zu scharfen Schleifpapier (mindestens 240er) mit der Hand ohne Druck (nur drüberwischen) in Faserrichtung geschliffen.

Bei diesem Schleifgang dürfen nur die feinen Haare entfernt werden. Die restlichen Holzzellen dürfen dabei nicht angeschliffen werden, sonst stellen sich die Haare beim Lackieren erneut auf. Zu diesem Zweck kann man frischem, zu scharfen Schleifpapier die Schärfe nehmen, indem man das Schleifpapier zunächst leicht aufeinander reibt.

Vor dem Beizen wird der Schleifstaub mit einer feinen Messingbürste in Faserrichtung abgebürstet, wobei mit groben Besen oder Staubsauger (mit Bürste) auch recht gute Ergebnisse erzielt werden.

Holz eventuell entharzen

Wichtig vor dem Beizen ist, daß das Holz wirklich sauber ist, frei von Leimresten, Fingerabdrücken etc. Perfektionisten können deshalb die Oberfläche von stark harzhaltigem Holz vor dem Beizen nun noch entharzen (wobei ich das selbst noch nie durchgeführt habe), um ein noch gleichmäßigeres Beizergebnis zu erhalten.

Man kann das Harz z.B. mit Aceton oder Spiritus lösen. Einfach die Oberfläche mit der Flüssigkeit gut anfeuchten und vor dem Verdunsten mehrmals kräftig durchbürsten. Reste das Entharzungsmittels werden mit Schwamm oder Lappen abgerieben.

Nach dem Entharzen nicht mehr schleifen.

Endlich beizen

Nach dem Aussuchen der Beizfarbe sollte man die Farbwirkung unbedingt an einem Probestück desselben Holzes ausprobieren. Das kann bei einem Tisch z.B. dessen Unterseite sein.

Die meisten Beizen der Serie eines Herstellers lassen sich untereinander mischen, so lassen sich viele Farbtöne erzielen. Wenn man mischt, sollte man sich unbedingt eine gut ausreichende Menge (lieber zu viel) der fertigen Mischung z.B. in ein Marmeladeglas abfüllen, denn Nachmischen ergibt garantiert eine andere Farbnuance.

Die Beize mit einem weichen, breitem Flachpinsel satt und gleichmäßig in Richtung der Maserung auftragen, dann quer zur Maserung verstreichen. Einige Minuten einwirken lassen und die überschüssige Beize in Richtung der Maserung mit einem Lappen vom Holz abnehmen und schön über die Oberfläche arbeiten, bis eine gleichmäßige Farbwirkung entstanden ist.

Gebeizte Oberfläche leicht schleifen

Nach dem Beizen nochmals ganz leicht in Faserrichtung mit 240er Schleifpapier über die Oberfläche "drüberwischen" und dann entstauben, um wieder aufgestellte Härchen abzuschneiden.

Tipps

Lack in flache Schale umfüllen

Bevor sie mit dem Lackieren beginnen, sollten Sie sich immer zuerst eine kleinere Menge Lack aus der Dose in eine flache Schale abfüllen, in die sie dann den Pinsel tauchen. Die Dosen dann sofort wieder verschließen. Lieber mit wenig Lack beginnen und mehrmals nachnehmen, überschüssigen Lack aber nie zurück in die Dose füllen.

Streichen ohne Tropfen und Nasen

Setzen Sie den Pinsel beim Lackieren immer in einer fließenden Armbewegung auf die Fläche auf und streichen Sie in einer Bewegung bis zur gegenüberliegenden Kante der Fläche aus. Kehren Sie die Bewegung dann in die andere Richtung um und streichen bis zur Startkante. Niemals eine Streichbewegung auf der Fläche beginnen oder den Pinsel am Anfang einer Fläche über die Kante ziehen, sonst sind Nasen garantiert.

Ebenso ist es wichtig, den Pinsel nie zu tief in den Lack zu tauchen und nicht zu viel Lack auf einmal aufzutragen.

Das Haar in der Suppe

Manchmal kann es vorkommen, daß der Pinsel ein Haar verliert, das sich dann natürlich sofort auf die feuchte Oberfläche klebt. Man entfernt es am einfachsten, wenn man es mit dem Pinsel quer zum Haar mit einer kurzen schiebenden (Rückwärts-) Bewegung aufnimmt und den Pinsel dann z.B. auf ein Stück Zeitung ausstreicht. Damit ist das Haar auf die Zeitung transferiert und man kann die betroffene Stelle sofort wieder in Faserrichtung überstreichen.

Grundierung auftragen

Dieser Schritt stinkt ein bißchen, auf jeden Fall auf gute Durchlüftung achten oder gleich im Freien grundieren. Die Oberfläche einmal zügig mit CLOU G1 Schnellschleifgrundierung in Faserrichtung streichen. Nicht trödeln, die Grundierung trocknet ziemlich schnell, lässt sich aber hervorragend verarbeiten. Danach sofort den Pinsel mit Pinselreiniger auswaschen und die Oberfläche gut trocknen lassen. Meistens reicht eine Stunde dafür aus.

Grundierung Schleifen

Das grundierte Holz wird nun ordentlich und kräftig mit frischem 240er Schleifpapier immer in Faserrichtung geschliffen. Nicht zu zögerlich herangehen, die Oberfläche soll sich danach schon richtig glatt anfühlen.

Nun die geschliffene Oberfläche vom Schleifstaub befreien. Dabei hat sich ein feuchtes Schwammtuch aus dem Haushalt bewährt, das immer wieder in reichlich Wasser ausgewaschen wird.

Decklack auftragen

Nun kommt endlich der Decklack. Die Oberfläche mit CLOU L11 AQUA Holzlack sorgfältig streichen. Da der Lack wassergelöst ist, ensteht praktisch kein Geruch oder ungesunde Dämpfe. Diese Arbeit kann man bedenkenlos im Innenraum durchführen.

Den Lack sollte man sorgfältig quer zur Faserrichtung mit dem Pinsel einmassieren und immer sofort in Faserrichtung ausstreichen. Der Lack lässt sich super verarbeiten. Kleine Unregelmäßigkeiten ziehen sich beim Trocknen selber glatt. Beim Auftrag ist der Lack ein bißchen milchig, er wird beim Abtrocknen dann vollkommen transparent.

Vorsicht bei Kanten und Ecken, immer darauf achten, daß keine Nasen oder Tropfen stehen bleiben. Diese immer sofort in die jeweilige Faserrichtung der anschließenden Fläche glattstreichen. Keine Sorge, der L11 Lack läßt Ihnen beim Trocknen dafür genug Zeit, Sie können sogar problemlos in leicht angezogene Flächen streichen, ohne das Ergebnis zu gefährden.

Nach dem Lackieren sofort den Pinsel mit reichlich klarem Wasser auswaschen und die Oberfläche mindestens zwei Stunden trocknen lassen.

Die Kür, eine zweite Lackschicht

Wenn man bisher ordentlich gearbeitet hat und die Oberflächen nicht zu stark belastet werden, kann man sich mit einer einzigen Schicht Decklack zufrieden geben. Das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen und ist auch widerstandsfähig. Bei stark belasteten Oberflächen z.B. bei Tischen oder bei Möbeln in Feuchträumen sollte man aber lieber doch eine zweite Schicht Decklack aufbringen. Ansonsten können Sie nun zum letzten Schritt springen.

Decklack zwischenschleifen

Wird eine zweite Schickt Decklack aufgebracht, muß das Holz nun mit frischem 240er Schleifpapier immer in Faserrichtung mit wenig Druck zwischengeschliffen werden. Nicht übertreiben, der Lack soll nur geglättet und nicht wieder entfernt werden.

Nun die geschliffene Oberfläche wieder mit einem feuchten Schwammtuch vom Schleifstaub befreien.

Zweite Schicht Decklack auftragen

Nun kommt die letzte Schicht Decklack. Die Oberfläche nochmals mit CLOU L11 AQUA Holzlack ordentlich quer einmassieren und in Faserrichtung ausstreichen. Dabei nun besonders darauf achten, daß an Kanten keine Nasen entstehen, weil die fertige Oberfläche nicht mehr geschliffen wird.

Danach wieder sofort den Pinsel mit reichlich klarem Wasser auswaschen und das Werkstück abermals mindestens zwei Stunden trocknen lassen.

Der letzte Schliff...

Zuletzt kann man mit feiner Stahlwolle mit Gefühl und wenig Druck nochmals über die fertige Lackschicht in Maserrichtung drübergehen Dadurch wird die Oberfläche perfekt glatt.

... und fertig

Sie sind fertig! Beglückwünschen Sie sich zu Ihrer Geduld und genießen Sie Ihr selbst lackiertes Werkstück! Wenn Sie ordentlich gearbeitet haben, werden Sie garantiert jahrelang einwandfreie Oberflächen haben.